15.09.2019, 10:28
Leuk: Die Wahrheit ans Licht bringen
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Die Gewinnerin des Spycher-Literaturpreises 2019 Radka Denemarkovà will in Leuk einen Roman schreiben, der in zwei Jahrhunderten spielt.
Bildquelle: rro
Mit dem Spycher-Literaturpreis wird am Sonntag die Prager Schriftstellerin Radka Denemarkovà geehrt. Sie misstraut den Konstrukten von Politikern und setzt auf die Literatur.

Europa durchlebt schwierige Zeiten. Die Prager Schriftstellerin Radka Denemarkovà misstraue den Konstrukten der Politiker und setze einzig auf die Literatur, nur diese sei es, die in ihren Werken historische Tabu-Phasen aufbrechen und aus allen Perspektiven darstellen könne, dies die schonungslose Analyse der diesjährigen Spycher-Literaturpreisträgerin. Auch Kunst und Kultur komme eine immer grössere Wichtigkeit zu, denn vielen Menschen würden Begriffe wie Humanismus, Menschenrechte und Demokratie nichts mehr bedeuten. So gesehen,
betrachte sie Leuk als eine Oase, denn hier würde man verstehen, was es bedeute, in der Literatur die Wahrheit zu sagen, sagte die Schriftstellerin gegenüber rro.

Die Preisträgerin klagt den verantwortungslosen Umgang mit der Sprache in den sozialen Medien an. Echte Literatur bestehe jedoch darin, Wahrheit zu vermitteln und zu benennen, was unter der Oberfläche existiert. Die Annahme, dass die Menschheit aus der Geschichte lernen könne, sei ein weit verbreitetes Cliché. "Warum wiederholen sich gewisse Modellsituationen aus der Geschichte immer wieder", frage sie sich. Immer wieder würde die Menschheit dieselben Fehler begehen. In ihren Büchern wolle sie zeigen, was dies für unsere Intimsphäre bedeute, insbesondere auch für unsere Familien. Nur im Roman lassen sich historische Tabu-Phasen zeigen und aufbrechen, gibt sich die Schriftstellerin überzeugt.

In Leuk möchte sie einen neuen Roman schreiben, verrät Radka Denemarkovà. Der Roman werde zwei parallele Geschichten umfassen, die eine Geschichte werde sich im 19. Jahrhundert abspielen und die andere zweihundert Jahre später, in der Gegenwart also. Die Geschichten von Menschen aus verschiedenen Ländern würden diesen "Leuker Roman" bevölkern./ks