15.09.2019, 17:05
Leuk-Stadt: Spycher Literaturpreis für eine Kämpferin des Wortes
Bild
Aus den Händen von Arnold Steiner, Präsident der Stiftung Schloss Leuk, erhielt Radka Denemarkovà den Spycher-Literaturpreis.
Bildquelle: rro
Im Beisein von viel Prominenz aus Kultur und Politik wurde am Sonntag der Spycher-Literaturpreis an Radka Denemarkovà verliehen.

Aus den Händen von Arnold Steiner, dem Präsidenten der Stiftung Schloss Leuk, konnte die tschechische Schriftstellerin Radka Denemarkovà den Spycher-Literaturpreis 2019 entgegennehmen. Steiner freute sich insbesondere auch darüber, einer Schriftstellerin aus Prag den Preis übergeben zu dürfen, denn aus Prag stamme ja auch Rainer Maria Rilke, der bis 1926 im Schloss Muzot ob Siders residiert hatte. Denemarkova wird nun also als Preisträgerin auch im Schloss Leuk wirken dürfen. Der Vorrat an Wörtern möge der Preisträgerin nie ausgehen, so wie das in der Luft getrocknete Trockenfleisch im früheren Walliser Spycher, betonte Arnold Steiner.

Staatsrätin Esther Waeber-Kalbermatten wies darauf hin, dass der Spycher-Literaturpreis auf Wechselseitigkeit beruhe, ein Austausch von Geschichten und von Erlebnissen, von Natur und Landschaften, beruhe immer auch auf Gegenseitigkeit. Sie habe den Roman "Ein Beitrag zur Geschichte der Freude",bereits zu lesen begonnen. Dem darin behandelten Thema „Gewalt gegen Frauen“ komme eine immense Bedeutung zu, betonte die Staatsrätin, und sie erinnerte daran, dass in der Schweiz jährlich immer noch mehr als zwanzig Frauen ermordet werden.

Als Laudatorin fasste Katrin Schumacher das Wirken und das Schaffen der Geehrten zusammen. Denemarkovàs Romane seien nur schwer zu ertragen, ihre Texte würden "schmerzen", sie seien ein Gesellschaftspanorama, das schecht verheilte Wunden aus der Geschichte offenbare. Für Denemarkovà funktioniere Literatur wie eine "geladene und vorgehaltene Waffe", resümierte die Laudatorin.

Thomas Geiger, der Jury-Präsident, begründete den Entscheid der Jury damit, dass Denemarkovà das Thema "Gewalt gegen Frauen" sprachmächtig und mit Metaphern verspielt behandle. Die Preisträgerin könne das beste Sachbuch und die beste Übersetzung ihr eigen nennen. Die Literatur als Ganzes sei ein Archiv, und es bestehe die Hoffnung, dass manches uns daran erinnere, was geschehen sei, beschloss Geiger seine Ausführungen zum Jury-Entscheid.

"Mich interessiert das einzelne menschliche Schicksal", betonte die Preisträgerin in ihrer Dankesrede. Die Literatur sei ein Erinnern an das eigene Ich, und das sei immer auch ein Risiko, fasste sie zusammen, und wandte sich ans Publikum mit den Worten: "Danke, dass Sie sich nicht scheuen, dieses Risiko einzugehen."/ks

Lesen Sie mehr dazu im rro Blog Literatur von Kurt Schnidrig.