01.04.2020, 06:39
Oberwallis: Abschiednehmen in Zeiten von Corona
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Ein geliebter Menschen liegt im Sterben. Genau in diesen Momenten nicht anwesend zu sein, ist für viele Angehörige unvorstellbar.
Bildquelle: zvg
Alleine sterben. Die Angst davor wird durch die Corona-Pandemie grösser. Doch im Oberwallis ist es Angehörigen erlaubt, Sterbende auf ihrem letzten Lebensweg zu begleiten.

"Die Angst vor dem einsamen Corona-Tod." Es sind Schlagzeilen wie diese, welche seit Ausbruch der Corona-Pandemie auch aus dem nahen Ausland zu uns gelangen. Schlagzeilen, welche die traurigen Szenen in Kliniken und Altersheimen zum Ausdruck bringen. Ein geliebter Mensch liegt im Sterben. Alleine. Genau in diesen Momenten nicht anwesend zu sein, ist für viele Angehörige unvorstellbar.
Sterbende Menschen sollen in ihrer letzten Lebensphase, falls sie das wünschen, nicht alleine sein. Dafür setzt sich der Oberwalliser Verein für Sterbe- und Trauerbegleitung ein. 

Sterbe- und Trauerbegleiterin Caroline Walker Miano steht diesbezüglich mit mehreren Institutionen im Oberwallis in Kontakt. So auch mit den Verantwortlichen des Seniorenzentrums in Naters. "Die sterbenden Menschen sind nicht alleine. Die Angehörigen dürfen bei ihnen sein", betont Walker Miano. Auch im Alters- und Pflegeheim Santa Rita in Ried-Brig dürfen Angehörige die Sterbenden begleiten.
"Natürlich müssen auch hier gewisse Regeln eingehalten werden. So ist die Anzahl der Anwesenden im Zimmer beschränkt. Nur zwei Angehörige dürfen da sein." Auch auf der palliativen Abteilung im Spital gibt es ein Besuchsrecht. "Liegt ein Patient im Sterben, so erhält ein Angehöriger Zutritt. Ein Umstand, welcher Trost spendet. Und trotzdem macht es auch traurig, wenn es geliebten Menschen schlecht geht
und die Angehörigen nicht bei ihnen sein können."

Doch wie funktioniert Trauerbegleitung unter Einbezug von Social Distancing? "Die Abstandsregeln, die fehlende Nähe, sind nur ein Faktor. Hinzu kommt, dass gerade Beerdigungen oder auch Aufbahrungen nur im kleinsten Rahmen möglich sind." Der Umgang mit dem Abschiednehmen, dem Tod ist plötzlich anders. Die Gemeinschaft, welche Trauernden so viel Halt geben kann, fällt weg. Zumindest physisch.
Ein fester Händedruck, ein paar liebe Worte, eine Umarmung – das Gefühl auch in schweren Stunden nicht alleine zu sein. Abschied nehmen in Zeiten von Corona sieht anders aus. Vieles ist nicht mehr möglich. "Die Anteilnahme bei der Aufbahrung oder an der Beerdigung ist im Oberwallis stark verwurzelt. Dies ist nicht nur ein Abschiednehmen vom Verstorbenen, sondern auch ein wichtiges Zeichen für die Angehörigen. Die Anteilnahme gibt ihnen viel Kraft, Trost und Mut. Es sind Rituale, welche in den schweren Zeiten Sicherheit geben können und Ordnung schaffen." Die Trauerbegleiterin rät Verwandten und Freunden: "Schreibt Karten, telefoniert mit den Trauernden. Spendet Trost und zeigt, dass ihr da seid."

Caroline Walker Miano steht auch in Kontakt mit Kantonsarzt Christian Ambord. "Wir von der Sterbebegleitung müssen wissen, ob wir zu den Menschen nach Hause oder in die Institutionen gehen dürfen." Im privaten Bereich sei eine Sterbebegleitung wie bis anhin erlaubt. "Natürlich müssen auch wir die Empfehlungen des Bundes befolgen und entsprechende Vorkehrungen treffen." Die Institutionen würden vor der Kontaktaufnahme mit dem Verein die entsprechenden Abklärungen treffen. Auch dort
dürfen die ehrenamtlich tätigen Sterbebegleiter – insofern sie sich in die Situation begeben möchten – ihre wertvolle Arbeit leisten./ip